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Mit Luft heizen und bereits im April Frühkartoffeln genießen
Bent Løschenkohl mag raffinierte Lösungen für das Gewächshaus, die es ermöglichen Frühkartoffeln zu ernten und die Bewässerung der Pflanzen von einem Computer aus zu steuern.
Auf halber Strecke, raus auf die dänische Halbinsel Røsnæs, die sich etwas nordwestlich von Kalundborg liegt, befindet sich das Gewächshaus von Bent Løschenkohl mit Blick über den Kalundborg-Fjord. Das Gewächshaus ist fest im Boden verankert und die Glasschieben sind zusätzlich mit Silikon versiegelt, da sich das Haus an einem der windigsten Orte Dänemarks befindet.
Der Gewächshaus-Club besucht Bent an einem kalten Märztag und der erste Blick in das Gewächshaus vermittelt den Eindruck von einem Haus im Winterschlaf. Doch dann beginnt Bent zu erzählen, und plötzlich ist das Gewächshaus ein High-Tech-Universum mit genialem und technischem Zubehör, das dazu beiträgt, dass unter anderem die Bewässerung und die Temperaturen von einem Computer aus gesteuert werden können.
„Heute ist es nicht besonders warm, deshalb bleibt meine Lüftung aus. Doch wenn ich jetzt diese beiden Sensoren hier festhalte, passiert etwas “, sagt Bent.
Nach einigen Sekunden schaltet sich ein kleiner Lüfter wie von Zauberhand ein und Bent gibt die beiden Sensoren glücklich wieder frei. Nun wird warme Luft durch einige schwarze Schläuche unter der Decke im gesamten Gewächshaus verteilt. Mit Hilfe der Schläuche wird die Luft außerdem zu ein paar Pflanzkästen geleitet, wo sie die Wurzeln der Pflanzen wärmt - in diesem Fall die Wurzeln von Kartoffeln und Kohl.
”Pflanzen sind ein bisschen wie wir Menschen: wenn unsere Füße bzw. die Wurzeln warm sind, halten wir es auch in einem Raum mit etwas kühleren Temperaturen aus."
Fernbewässerung
Bent ist ein pensionierter Gärtner und genießt es an seinem Gewächshaus rumzubasteln. Er hat nicht nur dafür gesorgt die warme Luft bestmöglich im Gewächshaus zu verteilen, sondern auch dafür, dass er das Gewächshaus von seinem Computer aus bewässern kann.
"Ich habe einen Sensor eingebaut, der von der Innentemperatur gesteuert wird", sagt Bent.
Zur Bewässerung verwendet Bent Regenwasser, dass er in zwei großen schwarzen Behältern auffängt. Von dort wird es durch einen Schlauch ins Gewächshaus geleitet. Von diesem Schlauch zweigen wiederum kleinere Schläuche ab, die zu den einzelnen Pflanzkästen führen.
„Mit diesem System kann ich das Gewächshaus immer im Auge behalten, auch wenn ich weit weg bin. Das gibt Freiheit. "
Bent Løschenkohls Anleitung zum Kartoffelanbau mit warmer Luft
Bereits Anfang März sind es an einem sonnigen Tag 20 Grad im Gewächshaus, während die Bodentemperatur noch bei unter 5 Grad liegt. Kartoffeln benötigen eine Bodentemperatur von mindestens 7 Grad. Deshalb kann heiße Luft die Lösung sein. Das bedeutet, dass man früher als gewöhnlich mit dem Anbau von Kartoffeln beginnen kann, indem man einen Teil der Gewächshauswärme im Boden speichert und das muss nicht kompliziert sein.
Beim Bau des Gewächshauses habe ich in ca. 50 cm Tiefe Plastikrohre verlegt. Außerdem habe ich 50m schwarze Schläuche im Dach verlegt. In den Schläuchen befand sich Wasser, und eine kleine Aquarienpumpe, die von einem Mikroprozessor gesteuert wurde. Das hat wunderbar funktioniert und verlängerte die Gewächshaussaison um 1-2 Monate. Es war jedoch eine Herausforderung, die einzelnen Teile ordentlich zusammenzukleben. Es gab häufig undichte Stellen und es entstanden Luftblasen in den Schläuchen. Deshalb habe ich diese Konstruktion im letzten Jahr aufgegeben und es stattdessen mit Luft versucht.
Wenn warme Luft, anstatt Wasser, durch die Schläuche geblasen wird, gibt es jedoch ebenfalls eine Herausforderung: wenn die Luft abkühlt kondensiert die Luftfeuchtigkeit und Wassertropfen entstehen. Das kann man jedoch lösen, indem man kleine Löcher zur Entwässerung in die Schläuche bohrt. Kleine Löcher spielen nämlich bei der Konstruktion mit warmer Luft keine große Rolle. Außerdem kann man das System auch im Winter verwenden, weil Luft nicht gefriert.
Möchten Sie ebenfalls so eine Heizung mir warmer Luft in Ihr Gewächshaus bauen?
Dafür braucht man:
Flexible Isolierrohre (in Baumärkten erhältlich), ein Ventilator und einen Thermostat.
Und so geht's:
Das Beet wurde von Erde (Kompost) befreit und ein Rohr am Boden verlegt. Die warme Luft kommt durch das Rohr unten links direkt in die Mitte des Beetes und verteilt sich danach im gesamten Beet. Es ist wichtig, dass die Rohre die Wärme gleichmäßig verteilen. Die 2 kleinen Fliesen dienen dazu, die Rohre an Ort und Stelle zu halten und können entfernt werden, wenn man Erde im Beet verteilt.
Als nächstes schaufelt man ca. 5 cm Erde auf die Rohre und legt dann gekeimte Kartoffeln in das Beet. Die Kartoffeln können ruhig nahe beieinander liegen. Dann bedeckt man die Kartoffeln mit ca. 10 cm Erde. Man sollte beachten nicht zu viel Erde auf den Kartoffeln zu verteilen. Weniger ist in diesem Falle mehr - mit weniger Erde wachsen die Kartoffeln nämlich schneller. Stattdessen kann man später Erde nachfüllen, wenn die Pflanzen größer sind.
Als nächstes sollte man das Beet mit Plastik abdecken. Letztes Jahr habe ich die Kartoffeln am 20. Februar gepflanzt und sie haben zwei Perioden mit starkem Frost überstanden, weil es tagsüber sonnig war.
Der Ventilator, der die Luft durch die Rohre im Beet bläst, ist ein 12-Volt-Ventilator für Luftmatratzen.
Ich habe die schwarzen Rohre unter das Dach des Gewächshauses geleitet, bevor sie ins Beet führen. Auf diese Weise kann die Sonne die Luft in den Rohren zusätzlich aufwärmen. Möchte man keine zusätzliche Wärme im ganzen Gewächshaus, kann die Luft auch einfach direkt in die gewünschten Beete geleitet werden.
Bewässerung
Das Gießen der Kartoffeln erfordert ein wenig mehr Geschick. Nachdem sie eingepflanzt wurden, muss der Boden trocken gehalten werden, da die Legeknollen sonst faulen können. Sobald die ersten Keime zu sehen sind, wird jedoch mehr und mehr Wasser benötigt. Ich empfehle, gelegentlich einen Finger in den Boden zu stecken - wenn man den Finger nicht in den Boden stecken kann, ist der Boden zu steif und benötigt Wasser.
WICHTIG! Die Kartoffeln sollten nicht gedüngt werden, ansonsten erhält man eine große Pflanze und kaum Kartoffelknollen.
Stromversorgung
Man sollte die Stromversorgung im Gewächshaus nicht selber anschließen. Dabei gibt es vieles zu bedenken, deshalb sollte man lieber einen autorisierten Elektriker engagieren, um eine Außensteckdose im Gewächshaus zu installieren. Es lohnt sich einen Thermostat an den Ventilator anzuschließen. Den Thermostat stellt man am besten ein, indem man die Temperatur im Beet mit einem Bodenthermometer misst und den Thermostat auf 5 Grad höher einstellt.
Ja, die Konstruktion ist ein wenig kostspielig, aber dafür kann man die Gewächshaussaison um ca. 2 Monate verlängern. Außerdem kann der Thermostat für andere Dinge verwendet werden, wie z.B. die Überwinterung von Pflanzen im Gewächshaus.
Funktioniert die Konstruktion?
Nach einer Periode mit starkem Frost und Wind wurde es am 18. März endlich wieder sonnig. Die Temperatur im Beet betrug um 7:30 Uhr 3,63 Grad und um 9 Uhr startete der Ventilator. Im Laufe des Tages waren es im Gewächshaus knapp 20 Grad. Am Ende des Tages betrug die Temperatur im Beet 10,13 Grad und am nächsten Morgen 8,56 Grad.
In den folgenden Tagen lag die Temperatur im Beet zwischen 10 und 14 Grad und das ist sehr zufriedenstellend.
So konnten wir im letzten Jahr bereits Ende April Frühkartoffeln genießen.
Guten Appetit
Über Bent Løschenkohl
Bent ist pensionierter Diplomgärtner und Pflanzenpathologe (Lic. Agro.). Er war als Produktionsberater bei der dänischen Gärtnerei PKM in Odense tätig. Heute pflegt er sowohl ein Gewächshaus als auch einen Garten. Das Gewächshaus befindet sich neben seinem Sommerhaus in Røsnæs, wo Bent und seine Frau Ellen einen Großteil des Jahres verbringen.
Bent steht hinter der Website: sygeplanter.dk (dt. kranke Pflanzen) und ist ein langjähriges und aktives Mitglied des Gewächshaus-Clubs.

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Der Gewächshausclub steht sowohl hinter diversen Artikeln, die über außergewöhnliche Gewächshausprojekte berichten, als auch hinter Erfahrungsberichten von Juliana-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die ihre Erlebnisse und Anleitungen rund um das Gewächshaus teilen.
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