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Lars Lund

15 Mrz 2021 11:00

Wärme für empfindliche Pflanzen

In diesem Artikel geht es um Tipps und Tricks, mit denen man empfindliche Pflanzen vor Kälte schützen kann. Eine Möglichkeit die Pflanzen zu schützen, ist das Gewächshaus zu verkleinern und ein kleineres Haus aus Latten und Luftpolsterfolie zu bauen. Man kann auch ein fertiges Zelt aus Luftpolsterfolie kaufen, dass man in das Gewächshaus stellen kann. Darüber hinaus kann man sich ein Pflanzenhotel oder verschiedene Wärmequellen zu nutzen machen.

 

Von Lars Lund

l@rslund.dk

 

Ein Kamin im Gewächshaus ist gemütlich, aber als Heizung für empfindliche oder exotische Pflanzen, die den Winter im Gewächshauses überleben sollen, keine gute Lösung. Ein Kamin verbreitet an kühlen Herbst- und Wintertagen Wärme und nicht zuletzt eine gemütliche Atmosphäre. Wenn dieser jedoch rund um die Uhr als Wärmequelle dienen soll, muss man auch nachts aufstehen und Holz nachlegen.

 

Obwohl das Klima etwas wärmer geworden ist, ist eines sicher: früher oder später kommt der Frost und viele unserer frostempfindlichen Pflanzen müssen geschützt werden. Bei einigen Pflanzen erfordert das glücklicherweise nur wenig Aufwand. Dahlien und Fuchsien, zum Beispiel, haben nichts dagegen, im Dunkeln zu stehen. Pflanzen, die nur wenig Licht benötigen, können wunderbar in einer Garage oder einem isoliertet Schuppen überwintern. Der Bedarf an Licht sinkt im Winter auch bei Pflanzen, die normalerweise mehr Licht benötigen, sodass auch für diese eine Lösung gefunden werden kann. Für diese Pflanzen ist das Gewächshaus der ideale Ort zum Überwintern.  Die meisten haben nicht so viele exotische Pflanzen, dass es erforderlich ist das ganze Gewächshaus zusätzlich zu isolieren. Trotzdem sollten zur Überwinterung Teile des Gewächshauses mit beispielsweise Luftpolsterfolie isoliert werden.

 

Große Luftblasen

Die Luftpolsterfolie sollte speziell für Gewächshäuser hergestellt sein, denn dann isoliert sie am besten. Dann besteht sie meist aus einem UV beständigen Kunststofffilm mit 8 mm dicken Luftblasen. In Kombination mit dem Glas des Gewächshauses ergibt sich ein U-Wert von 2,4. Das bedeutet, dass man 45% der Heizkosten spart, indem man Luftpolsterfolie einsetzt, wenn man das Gewächshaus so beheizt, dass es den Winter über frostfrei bleibt.

 

Der U-Wert, oder auch Wärmedurchgangskoeffizient, gibt die Wärmemenge an, die innerhalb einer Stunde (oder einer anderen Zeiteinheit) durch einen Quadratmeter eines Bauteils dringt, wenn der Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenseite 1 Wärmegrad beträgt.

 

Je niedriger der U-Wert ist, desto besser isoliert das jeweilige Bauteil. Eine Scheibe mit einer einfachen Glasschicht hat einen U-Wert von 6. Doppeltverglaste Fenster mit Luft zwischen den Scheiben haben einen U-Wert von 3. Wärmedämmverglasungen mit Argon Gas haben einen U-Wert von 0,6.

 

Standard Gewächshäuser haben lediglich eine einfache Glasschicht. Indem man die Luftpolsterfolie einsetzt, minimiert man das Frostrisiko. Die Luftpolsterfolie kann man online bei verschiedenen Gewächshausfirmen oder in einem Baumarkt kaufen. Es kann einen Qualitätsunterschied zwischen den verschiedenen Luftpolsterfolien geben, selbst wenn die Luftblasen die gleiche Größe haben.

Im Baumarkt gibt es die Folie von der Rolle und kann per Meter gekauft werden.  Dabei ist es wichtig zu beachten, dass das Stück, das man von der Rolle zieht, nicht zusammengefallen ist. Wenn die Folie komplett platt ist, kann es sein, dass Löcher in die Luftpolster gekommen sind. Dadurch verliert die Folie jedoch die Fähigkeit zu isolieren. Die Luftpolster sollten also unbedingt heile sein.

Wenn man die Folie online kauft, gibt es nicht die Möglichkeit zu prüfen, ob sie in Ordnung ist, bevor sie zuhause ankommt. Sollte die Folie platt und zusammengefallen sein, sollte man sich umgehen an den Lieferanten wenden. Meine Erfahrung ist jedoch, dass sowohl der Baumarkt als auch die Online-Anbieter darauf achten, die Luftpolsterfolie nicht zusammenzudrücken. Man sollte beim Kauf außerdem beachten, dass es relativ große Preisunterschiede geben kann.

 

Ein Zelt selber bauen oder fertig kaufen?

Wie viel Luftpolsterfolie man benötigt, hängt natürlich davon ab, wie groß das Gewächshaus ist und wie viele Pflanzen man hat. Es ist eine gute Idee, die Pflanzen nicht direkt auf den Boden zu stellen und sie beispielsweise auf einer Palette oder Styroporplatte zu platzieren. In den meisten Fällen genügt eine einzige Palette. Es lohnt sich jedoch eine Probeaufstellung zu machen, damit man weiß wie viel Luftpolsterfolie man benötigt, um alle Pflanzen ordentlich gegen die Kälte schützen zu können. Um die Folie aufhängen zu können, genügen einfache Holzleisten. Darüber hinaus gibt es spezielle Plastiknoppen, um die Folie an den Gewächshausprofilen zu befestigen. Es lohnt sich also das selbstgebaute Zelt in einer Ecke zu platzieren, so hat man bereits zwei Wände. Eine weitere Möglichkeit ist Seile oder Draht durch das Gewächshaus zu spannen und die Luftpolsterfolie darauf zu legen. Auf diese Weise senkt man das Dach und verkleinert den gesamten, oder zumindest einen Teil des Raums.

 

Falls man keine Lust hat sich in ein Bauprojekt mit Leisten und Luftpolsterfolie zu stürzen, kann man kleine Zelte mit Stangen und vorgefertigter Luftpolsterfolie kaufen. Trotzdem kommt man nicht umhin das Zelt zusammenzubauen.  Stabile Zelte mit großen Luftpolstern haben meist auch viele Stangen, die zusammengebaut werden müssen. Das ist machbar, erfordert aber auch ein bisschen Zeit und Geduld. Man sollte außerdem bedenken, dass das Zelt im Frühjahr wieder abgebaut und verstaut werden muss. Das Gleiche gilt natürlich auch für die selbstgebauten Isolierungszelte. Ich habe beide Möglichkeiten ausprobiert und bevorzuge ein selbstgebautes Zelt.

 

Zusätzliche Wärme

Die meisten Winter beinhalten keine besonders langen Perioden mit eisiger Kälte. Häufig sind es nur ein paar Tage und Nächte hintereinander, in denen es starken Frost gibt. Wenn es kalt ist, steht oft auch die Sonne am Himmel, und selbst wenn sie niedrig steht, kann ein Gewächshaus schnell von der Sonne aufgewärmt werden. An Tagen, an denen es bitterkalt ist, sollte im Gewächshaus eine zusätzliche Wärmequelle aufgestellt werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, z.B. kleine und große Petroleumöfen, Kamine, Gasöfen und Elektroheizungen. Ich habe alle einmal ausprobiert.

Petroleumöfen verbrauchen viel Flüssigkeit. Gasöfen mit Thermostat, die die Hitze selbstständig regulieren und eine Leistung von 2,5 kW haben, verbrauchen ca. 179 Gramm Gas pro Stunde. Elektroheizungen gibt es mit unterschiedlichen Funktionen, und wie teuer der Gebrauch ist, hängt vom jeweiligen Stromanbieter ab.

Man sollte sich bewusst sein, dass sowohl Petroleum als auch Gas bei der Verbrennung Wasser erzeugen. Das bedeutet, dass man regelmäßig Durchlüften sollte und es wichtig ist, dass die Pflanzen nicht zu dicht beieinanderstehen, damit sie auf Grund der zusätzlichen Feuchtigkeit nicht zu faulen beginnen. Trotz der zusätzlichen Feuchtigkeit ist mein persönlicher Favorit ein kleiner Gasofen mit Thermostat.  Ich benutze ca. 1 - 2, 11 kg Gasflaschen pro Jahr.

Abgesehen davon, dass ich meine Pflanzen im Winter im Gewächshaus platziere, habe ich auch ein eigenes Pflanzenhotel gebaut. Das Pflanzenhotel besteht aus einem isolierten Schuppen mit Wärmedämmverglasung. Sowohl die Wände als auch der Boden und die Decke sind isoliert. Hier steht eine Elektroheizung mit Thermostat, die so eingestellt ist, dass die Heizung sich nur dann einschaltet, wenn es im Schuppen Frost gibt. Das ist bisher noch nicht passiert, und ich nutze den Schuppen jetzt seit ungefähr 8 Jahren als Pflanzenhotel.

 

Die Pflanzen

Hanfpalmen, Feigen-, Oliven- und Eukalyptusbäume gehören zu den Pflanzen, um die man sich am wenigsten sorgen sollte. Solange die Temperaturen nicht zu lange bei unter 10 Grad liegen, vertragen diese Pflanzen Frost. Feigenbäume vertragen um einiges mehr, wenn sie im Garten oder Gewächshaus direkt in den Boden gepflanzt sind. Stehen sie in Töpfen, sollten die Töpfe zusätzlich mit Luftpolsterfolie eingewickelt und vorzugsweise auf eine Styroporplatte gestellt werden. Das Gleiche gilt für Oliven- und Eukalyptusbäume.

Ich habe meine beiden Olivenbäume dauerhaft ins Gewächshaus gepflanzt und decke den Boden mit Styroporplatten ab. Fallen die Temperaturen auf um die - 20 Grad, wickle ich die Bäume für kurze Zeit zusätzlich in Luftpolsterfolie ein. Hanfpalmen die direkt in den Boden gepflanzt sind, können draußen stehen. Es kann notwendig sein, die Hanfpalmen bei starker Sonne in Vlies oder ähnlichem einzuwickeln. Besonders im Frühjahr können die Hanfpalmen durch starke Sonnenstrahlen beschädigt werden.

 

Meine sehr großen und immergrünen Agapanthi vertragen Frost weniger gut. Diese nehmen viel Platz im Gewächshaus oder in meinem kleinen Pflanzenhotel ein. In den letzten Jahren habe ich sie daher an eine meiner Hauswände unter den Dachvorsprung gestellt. Sobald Frost vorausgesagt wird, bedecke ich sie mit Luftpolsterfolie. Die letzten drei Jahre hat das gut funktioniert. Fast alle Agapanthi, die nicht zu den immergrünen Sorten zählen, vertragen Frost.

 

Ich habe keine Engelstrompeten, aber meine Schwiegermutter hat diese immer zurückgeschnitten und in den Keller gestellt. Dort standen sie gemeinsam mit den Geranien bei ungefähr 15 Grad und dem bisschen Licht, das durch das Kellerfenster drang.

Ein paar Pflanzen stelle ich auch im Haus unter. Doch es ist wichtig, dass man keine allzu warmen Räume dafür auswählt. Meine Kumquat steht im Winter beispielsweise im Schlafzimmer auf einer hellen Fensterbank. Dort gefällt es der Kumquat gut und sie bekommt im Januar zahlreiche Früchte. Darüber hinaus finden meine roten, glockenförmigen Chilis den Winter über im Badezimmer Platz.

Om Lars Lund

Dänischer Gartenexperte & Gartenjournalist

Lars beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Gärten und Gewächshäusern. Lars hat diverse Bücher über Gewächshäuser veröffentlicht und an einer Reihe von Gartensendungen des dänischen Fernsehsenders „TV2 Fyn” teilgenommen. Lars ist ein wandelndes Gartenlexikon und kann jegliche Fragen zum Gartenbau beantworten - sowohl in Bezug auf grundlegende als auch kompliziertere Projekte.

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