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Spirekassen

08 Apr 2022 09:19

Tomatenanbau im Gewächshaus

 

Text und Foto: Spirekassen

Der Frühling hat begonnen und das Gewächshaus wird immer verlockender. Ich bin sicher nicht die Einzige, die Pläne für die neue Saison schmiedet. Bei mir sind alle Fensterbänke im Wohnzimmer mit Tomatenpflanzen gefüllt, denn wir keimen jedes Jahr mit Begeisterung neue Tomaten vor. Wir verlieben uns in eine Sorte nach der anderen, ohne wirklich darüber nachzudenken, für wie viele Pflanzen wir eigentlich Platz haben.

 

Eine Faustregel

Als Faustregel gilt: eine Pflanze pro Quadratmeter. Hat man also ein 10 m2 großes Gewächshaus, sollte man maximal 10 Tomatenpflanzen anbauen. Diese 1:1 Methode soll automatisch ein gutes und gesundes Gewächshausklima ergeben, in dem es nicht zu feucht wird.  

In Wirklichkeit funktioniert es jedoch anders 😉 Ich habe eine gute Freundin, die in ihrem 6 m2 großen Juliana Gewächshaus jedes Jahr mit Freuden 20 Tomatenpflanzen anbaut. In Wirklichkeit brechen die meisten von uns diese vernünftige Grundregel. Dieser Artikel soll zu unterschiedlichen Anbaumöglichkeiten und bestmöglicher Nutzung des Gewächshauses inspirieren.

 

Wofür nutzt Du das Gewächshaus?

Es ist wichtig zu wissen, welches Ziel man mit dem Tomatenanbau hat. Geht es z.B. hauptsächlich darum so viele Tomaten wie möglich pro Quadratmeter zu ernten, oder wird das Gewächshaus in den Sommermonaten sowohl für den Gemüseanbau als auch für gemütliches Beisammensein genutzt? Die individuelle Nutzung des Gewächshauses kann auch den Tomatenanbau beeinflussen.

 

 

Der Anbau in Töpfen

Wenn man Tomaten in Töpfen anbaut, ist es wichtig einen großen Topf zu wählen, der mindestens 35-40 cm hoch hist. Die Wurzeln brauchen mindestens 20l Erde, um sich ordentlich entwickeln zu können.

Es sollte nicht mehr als eine Pflanze pro Topf angebaut werden. Es gibt die Möglichkeit Semi-Zwergtomaten, niedrige Tomatensorten oder die ganz hohen Sorten in Töpfe zu pflanzen. Dabei ist es wichtig, eine Pflanzenerde zu verwenden, die Lehm enthält, um das Austrocknen zu verhindern.

Vorteile:

Der Tomatenanbau in Töpfen ist eine gute Wahl, wenn man Flexibilität schätzt, z.B. bei der Einrichtung des Gewächshauses. Töpfe können im Laufe einer Saison einfach umgestellt werden, sodass man das Gewächshaus je nach Bedarf neu einrichten kann. In den warmen Monaten, wenn die Sonne besonders hochsteht, können die Tomatenpflanzen auch so platziert werden, dass sie im Gewächshaus Schatten spenden.

Nachteile: 

Tomaten brauchen besonders im Hochsommer viel Wasser. Der Anbau in Töpfen erfordert, dass die Pflanzen im Hochsommer ein- bis zweimal täglich gegossen werden. Wenn man über keine Bewässerungsanlage verfügt, sollte man überlegen so eine anzuschaffen. Tomaten eignen sich gut für die Bewässerung mit einem solchen System.

 

Säcke mit Pflanzenerde

Gibt es im Gewächshaus einen festen Bodenbelag, wie z.B. Fliesen, gibt es die Möglichkeit Säcke mit Pflanzenerde für den Anbau zu verwenden, die direkt auf dem Boden liegen. Bevor man die Pflanzsäcke für den Tomatenanbau verwendet, sollten die Säcke ein paar Tage im Gewächshaus liegen, um aufzuwärmen und die Erde sollte vor der Bepflanzung aufgelockert werden. Außerdem sollten kleine Löcher als Abfluss in das Plastik gestochen werden. Dann kann man an der Oberseite Löcher für die Pflanzen aufschneiden. Am besten eigenen sich Pflanzsäcke mit 50l Erde, oder man leget zwei Säcke mit je 40l übereinander (hierbei muss man daran denken, dass die Erde der beiden Säcke miteinander verbunden sein müssen). Nach beendeter Tomatensaison kann die Erde wiederverwendet werden, z.B. für den Anbau von Wintergemüse im Gewächshaus, oder um die Erde im Garten aufzufrischen.

Vorteile:

In dem man jedes Jahr neue Säcke mit Pflanzenerde verwendet, verringert man das Risiko, dass in der Erde Krankheiten entstehen. In der Erde können sich nämlich sowohl schädliche Pilze als auch Viren und Bakterien befinden. Neue, frische Erde hat außerdem eine gute und lockere Struktur, die älterer Boden nicht mehr aufweist. Darüber hinaus bietet neue Erde die Möglichkeit die Tomatensaison mit dem korrekten pH-Wert und vielen wertvollen Nährstoffen zu beginnen.

Nachteile: 

Direkter Anbau in Pflanzsäcken ist nicht unbedingt einfach. Ebenso wie beim Anbau in Töpfen, hat man beim Anbau in Pflanzsäcke mit schnellem austrocknen zu kämpfen. Besonders an warmen Sommertagen geht das schnell. Deshalb kann man auch in diesem Falle die Anschaffung einer Bewässerungsanlage überlegen. Tomaten eignen sich, wie gesagt, gut für die Bewässerung mit einem solchen System.

 

Feste Beete

Festangelegte Beete im Gewächshaus sind optimal für Tomatenpflanzen. Beete bieten die optimalen Bedingungen: es gibt reichlich Erde für die Wurzeln und in großen Beeten gibt es außerdem ausreichend Wasser im Boden, an dem sich die Pflanzen bedienen können. Festangelegte Beete müssen allerding ausgiebiger gepflegt werden als Pflanzsäcke oder Töpfe. Die Erde in den Beeten sollte jedes Jahr mit organischen Materialien, wie Kompost gedüngt werden, damit sie ihre Struktur behält. Außerdem kann man erwarten, dass ein Beet ca. 5 cm im Jahr sinkt, weil laufend natürliche Zersetzungsprozesse im Boden stattfinden.

Vorteile:

In festangelegten Beeten, in denen die Erde nicht so häufig ausgewechselt wird, entsteht mit der Zeit eine gesunde und natürliche Bodenflora, da der Boden vielen nützlichen Nematoden, Pilzen und Bakterien den optimalen Lebensraum bietet. Das kommt den Pflanzen sehr zugute. Pflanzen in festangelegten Beeten müssen wesentlich weniger gegossen werden, als bei anderen Anbaumethoden und die Pflanzen sind generell weniger gestresst. Hat man in der Regel Probleme mit Krankheiten, wie z.B. Blütenendfäule, ist dies in fest angelegten Beeten meist weniger der Fall. Blütenendfäule äußert sich durch schwarze Verfärbungen an den Tomaten. Diese Krankheit hat nichts mit einem Pilz zu tun, sondern mit dem Zerfall von Zellwänden aufgrund von einer gestörten Nahrungsaufnahme. Außerhalb der Tomatensaison können fest angelegte Beete für den Anbau von Wintergemüse oder Blumenzwiebeln genutzt werden.

Nachteile:

Ist der Boden von Krankheiten befallen muss die gesamte Erde ausgetauscht werden. Die Erde in festangelegten Beeten muss regelmäßig gepflegt und angereichert werden, damit sie nährreich und locker bleibt. Fest angelegte Beete sorgen für ein feuchteres Klima im Gewächshaus. Möchte man das Gewächshaus als Aufenthaltsraum oder Wintergarten nutzen, sollte man von festangelegten Beeten ehr Abstand nehmen. Wie der Name schon sagt, sind Beete sehr unflexibel und es ist umständlich die Einrichtung des Gewächshauses zu verändern.

 

Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung

Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung sind eine einfache Methode, um Tomaten anzubauen, da man die Pflanzen nicht täglich gießen muss und ohne Probleme in den Urlaub fahren kann. Solche Pflanzkästen eignen sich wunderbar für das Gewächshaus. Die Pflanzen nehmen aus dem Wasserbehälter im Boden selbst das Wasser auf, das sie benötigen. Dies passiert mit Hilfe des Kapillareffekts ganz von allein. Es gibt unterschiedliche Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung auf dem Markt, gemeinsam haben sie jedoch alle, dass sie nicht besonders ästhetisch aussehen 🙊. Zum Glück kann man mittlerweile auch Übertöpfe für diese Pflanzkästen kaufen, sodass sie zur restlichen Einrichtung des Gewächshauses passen.

In den Sommermonaten muss man die Pflanzkästen ungefähr einmal die Woche mit Wasser befüllen. Allerdings kommt es sehr darauf an, wie warm es ist, und wie stark die Pflanzen wachsen. Ein guter Tipp ist nicht ausschließlich Regenwasser in den Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung zu verwenden, da dieses Wasser auf Dauer zu nährstoffarm für den Tomatenanbau ist. Stattdessen sollte man Leitungswasser verwenden oder eine Mischung aus Regen- und Leitungswasser. Am Anfang bzw. in den ersten 14 Tagen sollte kein flüssiger Dünger verwendet werden.

Vorteile:

Die Vorteile von Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung sind eindeutig: es geht einfach und die tägliche Pflege ist nur wenig zeitaufwendig. Mittlerweile gibt es Übertöpfe für diese Pflanzkästen, sodass man das Gewächshaus je nach Belieben und flexibel einrichten kann.

Nachteile:

Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung sind wie dafür geschaffen Tomatenpflanzen mit Blütenendfäule zu infizieren. Wie bereits beschrieben äußert sich diese Krankheit an schwarzen Verfärbungen an den Tomaten. Besonders Sorten mit großen Früchten, wie z.B. Fleischtomaten, sind häufig befallen. Blütenendfäule ist ein Zeichen von plötzlichem Kalziummangel in der Pflanze. In der Regel bekommen nur einzelne Tomaten die Krankheit. Einige Sorten haben eine höhere Tendenz von Blütenendfäule befallen zu werden als andere. Kalziummangel entsteht primär beim Anbau in Pflanzkästen mit Kapillarbewässerung, da hier viel Wasser verdampft. Besonders in den Sommermonaten verdampft viel Wasser, sodass die Düngerkonzentration in der Erde, den Wurzeln und dem Rest der Pflanze sehr hoch sein kann. Eine hohe Konzentration von Ammonium, Kalium und Magnesium kann dafür sorgen, dass Kalzium aus der Pflanze verdrängt wird. Das bedeutet, es entsteht ein lokaler Kalziummangel und das äußert sich in Form von Blütenendfäule.

 

Ampeltomaten

Möchte man das Gewächshaus noch effektiver nutzen, kann man in die Höhe denken und Tomaten mit Hilfe von einer Blumenampel anbauen. Es gibt viele verschiedene Tomatensorten, die sich für den Anbau in Töpfen eignen und hängende Zweige entwickeln, sodass sie wunderbar in Hängetöpfen oder auf Regalfächern im Gewächshaus wachsen können. Diese Sorten benötigen außerdem weniger Erde, ca. 5 - 10 Liter, da die Pflanzen im Durchmesser nicht größer als 40 - 50 Zentimeter werden. Trotzdem produzieren diese Sorten meist viele Tomaten.  Am besten verwendet man Pflanzenerde mit ein wenig Lehm. Eine Bewässerungsanlage ist auch in diesem Fall eine große Hilfe, da die Töpfe schnell austrocknen können.

Vorteile:

Mit dieser Anbaumethode nutzt man den Platz im Gewächshaus, der sonst ungenutzt bleiben würde. Hängende Pflanzen schaffen eine gemütliche Dschungelstimmung und Kinder, Hunde und Kaninchen können nicht so einfach an die reifen Tomaten kommen, ohne dass ein Erwachsener zur Stelle ist.

Nachteile:  

Es muss häufig gegossen werden. In warmen Perioden zweimal täglich. Hier lohnt es sich ebenfalls eine Bewässerungsanlage einzusetzen.

 

 

Hochbinden nicht vergessen!

Tomaten zählen zu den großen Favoriten im Gewächshaus. Dabei sollte man unbedingt eine geeignete Möglichkeit bedenken, um die Pflanzen hochbinden zu können. Hierbei sollte man weder sparen, noch eine Lösung herauszögern, denn es gibt nichts schlimmeres als Pflanzen, die abknicken und in der Wachstumsphase zusammenfallen. Es gibt z.B. folgende Lösungen: ein Drahtseilsystem oder Pflanzenspiralen.

Om Spirekassen

Christine Wiemann ist gelernte Gewächshausgärtnerin und Landwirtschaftstechnikerin, und Besitzerin des dänischen Saatguthandels Spirekassen. Christine ist Autorin diverser Bücher über Lebensstil, Gartenleben und Pflanzenanbau. Heute bloggt sie und teilt so ihr Wissen und ihre Passion für Gewächshäuser. Christina ist Gewächshausexpertin und Botschafterin für Juliana Gewächshäuser.

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