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Mein erstes Jahr mit einem Gewächshaus auf dem Balkon
Text & Bilder: Deike @kuestenbalkon
Seit genau sechs Monaten steht das Juliana Urban City nun auf meinem Küstenbalkon in Kiel und hat mich wunderbar durch die Saison begleitet.
Lange habe ich von einem Gewächshaus geträumt und habe mir vorher einige Gedanken gemacht, wofür ich es im Jahresverlauf einsetzen würde. Meine dritte Gartensaison startete mit vielen neuen Möglichkeiten, die ich allerdings im Laufe der Zeit über Bord werfen musste, da sich der Sommer 2023 ganz anders entwickelte, als ich es kannte und erwartet hatte: Große Hitze und lange Trockenheitsphasen wechselten sich mit kalten Tagen und tagelangem Dauerregen ab.
Noch nie hatte ich mit so vielen Pflanzenkrankheiten zu kämpfen, noch nie hatte ich (trotz dessen) so ein gutes Erntejahr. Wie sich das Gewächshaus also für mich in der Praxis bewährt hat, habe ich in meinem Jahresrückblick zusammengefasst:
Das Urban City...
...als Anzuchtszimmer im Frühling
Kurz nachdem ich das Gewächshaus auf dem Balkon aufgebaut hatte, habe ich in der Wohnung mit der Anzucht begonnen. Und bereits in den ersten Wochen nach dem Aufbau hat sich die Anschaffung für mich schon gelohnt: Durch das Gewächshaus hatte ich zumindest für die kalte Anzucht wie Kräuter und Kohlpflanzen sozusagen ein Anzuchtszimmer. In meiner Mietwohnung habe ich keinen kühlen Raum und generell wenig Platz für viele Jungpflanzen zur Verfügung. Zumal viele Pflanzen in möglichst feuchter Erde auch schnell Trauermücken anziehen. Wenn die auf die Zimmerpflanzen übersiedeln, muss man nicht selten sämtliche Pflanzen in der Wohnung behandeln und/oder umtopfen.
...als Regenschutz im Sommer
Was für ein Sommer 2023! Während ich im Juni mit dem Gießen fast nicht hinterhergekommen bin und die Hitze die Pflanzen sogar aus dem Gewächshaus wuchern ließ, versank der Juli in Dauerregen und brachte etliche Pilzkrankheiten mit sich. Vor der Anschaffung des Gewächshauses hatte ich gedacht, dass ich es wie im Frühjahr auch im Sommer als Wärmeinsel nutzen würde. Normalerweise sind die Sommer in Kiel mild mit Temperaturen um die 20 Grad. Tatsächlich aber waren und sind die Glastüren und das Dach seit Mai durchgehend geöffnet, weil wir einen ziemlich warmen Sommer hatten.
Statt also vor allem wärmebedürftigen Pflanzen einen Platz im Urban City einzuräumen, habe ich aufgrund des starken Regens im Juli einen Kürbis (Topf-Hokkaido), eine Mini-Melone und eine mexikanische Minigurke hineingestellt. Kürbisgewächse neigen bei feuchtem Blattwerk schnell zu Pilzkrankheiten wie Mehltau. Um sie vor dem Regen zu schützen, dachte ich, dass sie es im Gewächshaus besonders gut haben. Wider Erwarten haben die Gurke und der Kürbis trotzdem Mehltau bekommen. Den Pilz habe ich mit einem Hausmittel behandelt: Mische 1 Teil fettarme Milch mit 8 Teilen Wasser und besprühe das Blattwerk der Pflanzen mit dem Milchgemisch tropfnass. Wiederhole den Vorgang drei Tage in Folge in den Abendstunden.
Kurz darauf ging es weiter mit der nächsten Pflanzenkrankheit: Der Topf-Hokkaido wurde vom Mosaik-Virus und etlichen Blattläusen befallen und musste von mir entsorgt werden. Das Virus wird von Blattläusen übertragen und verteilt sich durch den Pflanzensaft in den Blättern. Befallene Blätter sterben schließlich ab und die Pflanze verkümmert. Blattläuse, die anschließend auf andere Pflanzen auf dem Balkon übersiedeln, können das Virus übertragen, weshalb befallene Pflanzen leider umgehend komplett im Restmüll entsorgt werden müssen. Seitdem ist der Rosmarin zwischen Melone und Gurke eingezogen.
...als Hingucker im Herbst
Nachdem die mexikanische Minigurke abgeerntet und die Melone zu groß für den kleinen Tontopf wurde, änderte sich die Besetzung des Gewächshauses ab August: Mini-Aubergine, Paprika und Rosmarin stehen auf dem unteren Brett, darüber im Regal eine Aloe Vera, eine Snackpaprika und eine Chilipflanze.
Anders als im Sommer schließe ich nun im Herbst die Türen und das Dach des Gewächshauses am Nachmittag, um die Wärme des Tages zu speichern. Das Urban City dient so den Pflanzen im Herbst zum Abreifen, da es die kalten Nächte abmildert. Sobald eine Pflanze abgeerntet ist, rückt eine andere von der Fensterbank nach. Im Vergleich reifen die Paprika und Chilis im Gewächshaus weitaus schneller als die auf den Fensterbänken auf dem Balkon.
...als Frostschutz im Winter
Sobald die Pflanzen, die jetzt noch im Gewächshaus stehen, abgeerntet sind, nutze ich das Gewächshaus als Frostschutz. Da es mein erster Winter mit dem Urban City ist, muss ich erst erproben, wie tief die Temperaturen im Gewächshaus fallen und welche Pflanzen dort vielleicht im nächsten Jahr Platz finden können. In diesem Jahr stelle ich dort die mediterranen mehrjährigen Kräuter unter. Nachdem mir schon mal ein Rosmarin im Winter an Staunässe gestorben ist, achte ich darauf, den Topf nicht dem Regen auszusetzen. Da ist ein Platz im geschützten Gewächshaus perfekt!

Om Drivhusklubben/Greenhouse Forum/Gewächshausclub
Der Gewächshausclub steht sowohl hinter diversen Artikeln, die über außergewöhnliche Gewächshausprojekte berichten, als auch hinter Erfahrungsberichten von Juliana-Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die ihre Erlebnisse und Anleitungen rund um das Gewächshaus teilen.
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